Der deutsche M&A Markt war 2014 exzellent und erlebte ein Boomjahr. Das Übernahmekarussell hat sich so schnell gedreht wie schon sehr lange nicht und Kaufpreise auf ein Spitzenniveau hochgeschaukelt. Anzahl und Volumen der mehrheitlichen Transaktionen mit Beteiligung deutscher Unternehmen auf der Käufer- und/oder Verkäuferseite erreichten 2014 langjährige Höchstwerte – das sind die wesentlichen Ergebnisse der aktuellen Marktstudie der auf Unternehmenstransaktionen im Mittelstand spezialisierten Beratungsgesellschaft Angermann M&A International GmbH, Hamburg/Stuttgart/Frankfurt, für das Übernahmejahr 2014.
1.633 Transaktionen bedeuten eine Steigerung gegenüber 2013 von 22% (1.334 Transaktionen). Der aktuelle Wert liegt sehr deutlich um 30% über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre 2005 bis 2014 (1.254 Transaktionen). Das Transaktionsvolumen (die Summe der insgesamt vereinbarten Unternehmenswerte) betrug 2014 rund 237 Mrd. EUR. Das sind 100 Mrd. EUR mehr als 2013 (+ 73%). Es ist zudem der zweithöchste Wert seit der ersten Erstellung der Studie im Jahr 1988. Nur im „Dotcom“-Jahr 2000 gab es ein höheres Volumen. Damals war allerdings ein übertriebener Hype für das außergewöhnliche Ergebnis verantwortlich. Demgegenüber ist 2014 ein Jahr mit „soliden“ Transaktionen. „Zeitweise entstand der Eindruck, jeder wollte dabei sein und noch auf das Übernahmekarussell aufspringen“, beschreibt Dr. Axel Gollnick, geschäftsführender Partner bei Angermann M&A International die Entwicklung des Marktes.
Gollnick sieht drei wesentliche Treiber der boomenden M&A-Aktivität im Übernahmejahr 2014:
- die Liquidität im Überfluss bei Unternehmen und Private Equity Fonds,
- die exzellenten Finanzierungsbedingungen bei Banken und Debt-Funds bei niedrigsten Zinsen und
- die beabsichtigte Realisierung von Synergien und zwar weniger stark der Kostenseite als auf der Marktseite.
Dies führte zu Kaufpreisen am oberen Ende der Bewertungsskala. Bei großen Übernahmen wurden häufiger zweistellige Multiplikatoren auf das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA-Multiple) aufgerufen. „Selten zuvor wurden so viele Akquisitionen damit begründet, eine führende Marktposition zu erreichen oder auszubauen“, kommentiert Gollnick.
Deutlich aktiver war auch der deutsche Mittelstand, der mehr Transaktionen vereinbart hat. Das waren zum einen Zukäufe im In- und Ausland. Aber auch bei Verkäufen an strategische Erwerber oder Finanzinvestoren, z.B. zur Regelung der Unternehmensnachfolge, gab es eine stärkere Aktivität. „Die stärke Bereitschaft von Unternehmern im Mittelstand, Nachfolgeregelungen umzusetzen, ist eine erfreuliche Entwicklung“, so Gollnick und ergänzt, „vor nicht langer Zeit war noch häufiger zu hören, man bleibe mit seinem Geld lieber im Unternehmen engagiert, weil eine Anlage des Verkaufserlöses wenig attraktiv erscheint.“ Ein entscheidender Grund für das vermehrte Umdenken ist sicherlich auch in dem derzeit hohen Bewertungsniveau zu finden.
Für Finanzinvestoren (Private Equity) war es aufgrund der hohen Bewertungen vor allem ein sehr gutes Jahr für Verkäufe von Portfoliounternehmen („Exits“). Auf der Kaufseite herrschte bei interessanten Unternehmen starker Wettbewerb, weil der Markt heiß gelaufen war und man sehr hohe Preise bieten musste. Insgesamt wurden 394 Transaktionen realisiert (+28%, Vorjahr 307 Transaktionen). Der Anteil von Deals mit Beteiligung von Private Equity an der Gesamtzahl der Transaktionen stieg 2014 auf 24% (Vorjahr 23%).
Überproportional zugenommen haben mit einem Zuwachs von 35 % grenzüberschreitende Transaktionen. Inländische Transaktionen haben hingegen lediglich um 8,6% zulegt. Deutschland lag 2014 für ausländische Investoren noch stärker im Fokus als im Vorjahr. Fast ein Drittel der Transaktionen mit Beteiligung deutscher Unternehmen waren Käufe deutscher Unternehmen durch ausländische Erwerber (528 Transaktionen). Deutsche Unternehmen haben 2014 insgesamt 406 (Vorjahr 293) Unternehmen im Ausland erworben. Gegenüber dem Vorjahr (293) entspricht dies einer Steigerung um 39 %.